Warum

Freiheitorganisieren

Die Hippies unter der Leserschaft, die es „viel lieber easy und formlos“ haben, mögen beachten: der planerische Organisationsgrad bei der Siedlergemeinde ist möglicherweise größer als bei anderen Aussteiger-Gruppen, er wird es aber nicht im realen Leben sein, wenn man am Start ist. Denn die VorabOrganisation stellt gerade darauf ab frei zu werden. Eine Freiheit zu finden, die eine Kommune alten Stils eben nicht bietet. Wo niedrige Grundstruktur oft mit umso mehr sozialer Einengung einher geht: miteinander ins Bett, miteinander kochen, miteinander essen, miteinander arbeiten, miteinander in den Stuhlkreis. Eben das hat mit unserem laufenden Projekt rein gar nichts zu tun. Es ist da konservativer, und verflixt, in diesem üblen Begriff liegt tatsächlich mehr Freiheit als selbst ein Altanarcho wie Rainer Langhans das sich träumen lassen mag.

Was die Siedler in ihren eigenen vier Wände – und erst recht auf dem Diwan – so treiben wird ihre Sache sein. Wahrscheinlich schlafen meistens feste Paare zusammen. Und das ist gut so. Möglicherweise frühstücken sie sogar miteinander und auch das ist gut so. Die Gestaltung des eigenen Arbeitsplatzes? Jedermanns eigene Sache! Der Bäcker sagt dem Fischer nicht, wie er seine Netze auszuwerfen hat, der Müller gibt nicht, weil ihm „die Energien“ danach sind mal eben den „Wald- und Wiesenarzt“. Gut so. Wo dann die Organisation von „gelebter Gemeinschaft“ bleibt? Nirgendwo! Denn die gibt sich, nach einem hoffentlich erfüllten  Arbeitstag in der Freizeit ganz von selbst. Der Mensch sucht sie sich von alleine, völlig ungeplant. Die einzige Rest-Sorge der „Organisation“ besteht darin, mit dem Grundeinstand Aller Räume für diese Begegnung bereitzustellen. Ein Marktplatz, ein Beachvolleyballfeld, Höfe, eine sonnendurchschienene Gasse, ein Brunnen, eine Nachtgalerie, eine Wirtschaft, ein See, was auch immer: Die Siedler werden hier völlig zwanglos zusammenfinden. Frei. So wie es das Konzept vorsieht.

Grundidentitätund Verfassung

Das Aussteigerkonzept auf dieser Seite ist ein eigenes. Es folgt einem eigenen System, das sich wenig bis gar nicht an bekannten Ideologien orientiert. Denn: ein Siedlerprojekt, welches erfolgreich sein will, ist zunächst einmal ein sehr sehr praxisbezogenes, bei dem die Umstände und Rahmenbedingungen die meisten To-Do´s vorgeben. Sicher bleibt darüber hinaus ein gewisser Raum in denen idealistische Zielvorgaben Platz finden können. Bestärkt durch die akute Gefahren einer zusammenbrechenden Globalwirtschaft fiel meine persönliche Entscheidung auf die Begriffe Nachhaltigkeit, Autonomie und Autarkie. Schon diese bescheidene Auswahl warf – durchgespielt in einem theoretischen Freifeldversuch – ein Funktionsraster auf, dessen Begrenzungen und neu entstehende Möglichkeiten im Weiteren vorgestellt werden.

Das nachfolgende Modell ist „open source“ und ich weise darauf hin, daß es als Bausatz von Jedermann herangezogen werden kann. Auch von Siedlungsinteressierten, die ein spezifischeres „Ideologiekonzept“ verfolgen. Das System kann – mit entsprechenden Änderungen/ Vertiefungen/Lockerungen – von Sozialisten ebenso wie von Traditionalisten, von Vertreter des 3.Wegs und sogar Ordoliberalen in Anspruch genommen werden. Entsprechende Änderungen/Vertiefungen/Lockerungen vorausgesetzt sind auch andere Wege möglich.

Es wäre schön, wenn sich mit der Zeit Autarkdörfer bilden könnten, die über voneinander abweichende Grundidentitäten verfügen und sich eigene Verfassungen geben. Ich würde den Siedlungen aber empfehlen über ihre dann gemeinsam beschlossenen „Basics“ nicht mehr abstimmen zu lassen; und ich denke auch nicht, dass der Wunsch danach entstehen wird, da es ja gerade diese paraphierten Lebenswünsche sind, die die Menschen erst in die spezielle Kommunität geführt hat. Nehmen wir die qua „Verfassung“ geschützten Grundidentitäten  weg und schalten auf beliebig, dann verschwimmen alle Autonomien früher oder später in der Nicht-mehr-Erkennbarkeit. Das wäre keiner der entstehenden Autonomien zu wünschen. Denn es sind die Gegensätze, die anziehen. Die eine zunehmend gleichgeschaltete Welt bereichern. Und von denen man lernen kann.